Verbandshistorie
Seit mehr als 100 Jahren ist es möglich, die Wasserversorgung für die Einwohner im Verbandsgebiet kostengünstig und auf technisch sehr hohem Niveau durchzuführen. Auf dieser Seite finden Sie eine chronologische Erzählung unserer Geschichte. Nehmen Sie sich Zeit und lesen Sie was in 100 Jahre passiert ist.
2005 – 2013 Wasserwerksneubau
Die sich ergänzende Versorgung des Verbandsgebietes mit Eigen- und Fernwasser hatte seitdem in dieser Weise weitgehend unverändert Bestand, bis sich die Verbandsgremien Mitte des vorangegangenen Jahrzehnts veranlasst sahen, sich erneut Gedanken über die weitere nachhaltige Wasserversorgung und damit über die Zukunft des Zweckverbandes zu machen. Die Anlage im Strudelbachtal war in die Jahre gekommen und Sanierungsarbeiten standen an. Zusätzlich spielten inzwischen neue gesetzliche Bestimmungen, insbesondere auf EU-Ebene, sowie der verstärkt aus der Bevölkerung des westlichen Verbandsgebiets geäußerte Wunsch nach weicherem Wasser eine Rolle.
Als grundsätzliche Alternativen standen hierbei einerseits der Erhalt des Verbandes bei gleichzeitiger Sanierung und Modernisierung des Wasserwerkes im Strudelbachtal und andererseits die Auflösung und der Beitritt der bisherigen Verbandsmitglieder zu einem der beiden Fernwasserversorger im Raum. Die Prüfung und Abwägung der Alternativen erstreckte sich aufgrund der Bedeutung der Aufgabenstellung, aber auch wegen eines Wechsels in der Verbandsspitze sowie Komplikationen infolge der Finanzkrise über eine Zeitspanne von drei Jahren. In Anbetracht der Komplexität des Abwägungsprozesses und der beschriebenen Rahmenbedingungen eine nachvollziehbare und wichtige Diskussionsphase.
Am 7. Juli 2009 beschloss die Verbandsversammlung schließlich einstimmig den Erhalt von Verband und Wasserwerk sowie den Bau einer modernen Filteranlage im Wasserwerk Strudelbachtal. Für die Entscheidung waren folgende Gründe ausschlaggebend:
Die Gegenüberstellung der Alternativen hatte zwar gezeigt, dass eine Aufgabe der Wasserförderung im Strudelbachtal und ein vollständiger Bezug der benötigten Wassermengen durch Fernwasser die wirtschaftlich günstigste Variante gewesen wäre.
Hier muss man jedoch auch die richtige Vergleichsgröße suchen: Der Verband erbringt auch die Mehrleistung der Behälterbewirtschaftung, im Falle einer Fusion wäre diese als Sonderumlage den Verbrauchern in Rechnung gestellt worden. Wenn man einen harten Preisvergleich anstrebt und nicht Äpfel mit Birnen vergleichen will, muss man also auch dies berücksichtigen.
Der wirtschaftliche Unterschied ist nicht erheblich und er hätte die mit der Auflösung des Verbandes verbundenen Nachteile nicht kompensiert. Problematisch wäre in diesem Zusammenhang insbesondere die durch die Aufgabe der Quelle im Strudelbachtal bedingte Reduzierung der Wasserbezugsmöglichkeiten gewesen: Bereits der Ausfall eines Fernwasserversorgers hätte Versorgungsengpässe bei unserem Lebensmittel Nr. 1 – dem Trinkwasser – verursachen können. Unabhängig davon ist der Trinkwasserbedarf nach den Bestimmungen des Wassergesetzes vorrangig aus ortsnahen Vorkommen zu decken. Dies gilt erst recht, wenn – wie im Strudelbachtal der Fall – das Wasservorkommen ergiebig und von guter Qualität ist. Darüber hinaus hätten sich bei einer Auflösung des Verbands unschätzbare steuerliche und ausschreibungsrechtliche Risiken ergeben, die den Beitritt zu einem Fernwasserversorger möglicherweise gefährdet hätten. Zu guter Letzt hätten die Verbandsgemeinden als Mitglied eines der großen Wasserversorgungszweckverbände nur noch geringe Einflussmöglichkeiten auf die Gestaltung der Wasserversorgung vor Ort gehabt.
Der Verband entschied sich 2009 für den Bau einer Ultra- und Nanofiltrationsanlage und stellte dafür ein Projektbudget von 2,25 Mio. EUR bereit. Und um es vorwegzunehmen: Die tatsächlichen Kosten werden voraussichtlich um rd. 0,1 Mio. EUR darunter liegen. Der Projektplan wurde voll eingehalten, nicht nur hinsichtlich der Kosten – bei aller Bescheidenheit, für ein so großes und komplexes bauliches Projekt ist das nicht selbstverständlich, deshalb ebenfalls schon einmal an dieser Stelle vorweggenommen: für diese hervorragende und gewissenhafte Projektabwicklung gebühren Dank und Anerkennung der EnBW-Regional für die technische Beratung und Unterstützung ebenso wie Herrn Gerlach als kaufmännischer Leiter unserer Verbandsverwaltung! Ohne die harmonische Zusammenarbeit dieser beider Partner wäre so ein rundum gelungenes Bauprojekt nicht denkbar!
Bei Planung, Bau und Betrieb des Wasserwerks wurden Innovationen verwirklicht, die auf den fünf Leitzielen der deutschen Wasserversorgung beruhen, nämlich: Sicherheit, Qualität, Kundenzufriedenheit, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit.
Durch den Neubau ist die Versorgungssicherheit im gesamten Verbandsgebiet gewährleistet. Insbesondere aber wird damit den Forderungen des Wasserhaushaltsgesetzes von Baden-Württemberg nach dem „Vorrang des Eigenwassers vor Fernwasser“ in der wasserwirtschaftlichen Planung und Versorgung der Bevölkerung Rechnung getragen. (§ 1a, Grundsatz, Abs. 3: „Durch Landesrecht wird bestimmt, dass der Wasserbedarf der öffentlichen Wasserversorgung vorrangig aus ortsnahen Wasservorkommen zu decken ist“.) Der gleiche Gedanke findet sich auch in den Leitlinien des Umweltministeriums, die den Erhalt und Ausbau der ortsnahen Wassergewinnung fordern.
Mit der Entscheidung zum Erhalt der Förderung im Strudelbach einher ging die Notwendigkeit zur Wahl neuer Filtrationsmethoden: Die Novellierung der Trinkwasserverordnung aus dem Jahr 2001 hat die gesetzlichen Anforderungen an die Nutzung oberflächennahen Grundwassers verschärft: Dieses muss seitdem einer erweiterten Aufbereitungsstufe zugeführt werden. Hier bot sich als Technologie die Ultrafiltration an.
Neben der gesetzlichen Pflicht erfolgt durch die neue Anlage auch noch die Kür: Eine zentrale Trinkwasserenthärtung im Wege der Nanofiltration. Somit erhalten alle Bewohner und Verbraucher im gesamten Verbandsgebiet weiches Trinkwasser zum selben Preis.
Die Kernanforderung aus den Leitzielen der deutschen Wasserversorgung, die der Nachhaltigkeit, wird mit der neuen Anlage in jeder Hinsicht erfüllt: Durch die Investition sichert der Verband langfristig – wie beschrieben – die Zukunft der ortsnahen Eigenwassergewinnung. Die zentrale Trinkwasseraufbereitung geschieht zudem umweltverträglich und berücksichtigt auch noch weitere umweltrelevante Aspekte: Als Besonderheit gegenüber anderen Anlagen ist zu erwähnen, dass im Rahmen der Pilotversuche ein besonderes Augenmerk auf die Minimierung des Chemikalieneinsatzes gelegt wurde.
Und durch das weichere Wasser kann in den Haushalten mit Wasch- und Reinigungsmitteln sparsamer umgegangen werden, was nicht zuletzt auch der Abwasserreinigung in den Kläranlagen zugutekommt. Das weiche Wasser erhöht außerdem die Lebensdauer sämtlicher Geräte zur Warmwasseraufbereitung in den Haushalten, ein Aspekt des Ausgleichs zur notwendig gewordenen Kostensteigerung.
Alles in Allem basiert die Innovation im Wasserwerk Strudelbachtal somit auf geringerem Chemikalieneinsatz und umweltfreundlicher Technik.
Insgesamt zeigt sich, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sich nicht widersprechen müssen. Durch eine enorm raumsparende Bauweise ebenso wie durch viele weitere kleine und große technologische Innovationen ist das neue Wasserwerk ein Paradebeispiel für eine effiziente und wirtschaftliche Trinkwasseraufbereitung. Sowohl die Investitions-, als auch die prognostizierten Betriebskosten zeigen, dass die ortsnahe Eigenwassergewinnung und -aufbereitung eine wirtschaftlich konkurrenzfähige Alternative zum Fernwasser darstellt – und dies ohne staatliche Zuschüsse und Fördermittel.
Am 19.04.2013 fand unter Anwesenheit von Umweltminister Franz Untersteller die Inbetriebnahme der neuen Wasseraufbereitungsanlage statt.
2013
Umschluss des Leitungsneubaus Gewächshaus Beiermeister inkl. Neubau Schacht 154a.